
Mit dem Einsetzen des Frühlings und sobald die abendlichen Temperaturen dauerhaft über etwa 5 °C steigen, beginnt die jährliche Wanderung der heimischen Erdkröten (Bufo bufo). Dieses eindrucksvolle Naturschauspiel ist Teil ihres Lebenszyklus: Die Amphibien verlassen ihre Winterquartiere in Laubwäldern, Hecken oder Erdhöhlen und begeben sich auf die Reise zu ihren angestammten Laichgewässern. Erdkröten sind an stehende oder langsam fließende Gewässer gebunden, da sie zur Fortpflanzung auf Wasser angewiesen sind. Besonders faszinierend ist die starke Standorttreue der Tiere – viele Erdkröten kehren jedes Jahr zum gleichen Gewässer zurück, in dem sie selbst geschlüpft sind.
Ein besonders eindrucksvolles Erlebnis bietet sich kurz nach Sonnenuntergang: Spaziergänger können das leise Rascheln im trockenen Laub wahrnehmen, wenn die Tiere langsam aus ihrem Versteck im Unterholz hervorkriechen und sich auf den Weg machen. Die Bewegung der Blätter und das gelegentliche Quaken der Männchen zeugen von einem regen, aber oft unbemerkten Treiben.
Da Erdkröten aufgrund ihrer gedrungenen Körperform und ihres gemächlichen Tempos auf ihrer Wanderung besonders gefährdet sind, stellt der Straßenverkehr eine ernstzunehmende Bedrohung für sie dar. Viele Tiere müssen Fahrbahnen oder Wege überqueren, um ihr Ziel zu erreichen. Um die Verluste möglichst gering zu halten, werden an stark frequentierten Straßenabschnitten im Frühjahr spezielle Krötenzäune errichtet. Diese leiten die wandernden Tiere in eingegrabene Sammeleimer, aus denen sie regelmäßig von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aufgenommen und sicher über die Straße zum Gewässer getragen werden. Wo bauliche Maßnahmen nicht möglich sind, wird direkt eingegriffen, indem sie Kröten vorsichtig von der Straße oder dem Gehweg aufsammeln und auf der anderen Seite freilassen.
Besonders in den ersten warmen, feuchten Nächten – wenn Regen die Wanderlust zusätzlich anregt – sind die Tiere in großer Zahl unterwegs. In diesen Nächten ist besondere Rücksichtnahme durch Autofahrer gefragt: Bereits der Luftdruck eines schnell fahrenden Fahrzeugs kann ausreichen, um die empfindlichen Tiere tödlich zu verletzen, ohne dass es zu direktem Kontakt mit dem Reifen kommt. Leider kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer wieder zu tragischen Massensterben.
Das Fotografieren von Erdkröten während ihrer Wanderung stellt eine Herausforderung dar. Da die Tiere überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv sind, sind die Lichtverhältnisse oft unzureichend. Obwohl man sich mit einer Stirnlampe oder Taschenlampe behelfen kann, erzeugt das künstliche Licht meist einen sehr harten, direkten Schein, der die natürliche Wirkung der Szene mindert und das Fotografieren erschwert. Zudem sollte bei jeder Beobachtung und Dokumentation Rücksicht auf die Tiere genommen werden, um sie nicht unnötig zu stressen oder zu gefährden.
Erdkröten sind nicht nur faszinierende Geschöpfe der heimischen Natur, sondern auch wichtige Bestandteile des Ökosystems: Sie ernähren sich von Insekten, Würmern und anderen kleinen Tieren und tragen damit zur natürlichen Schädlingsbekämpfung bei. Ihr Schutz ist ein bedeutender Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt.

Weitere Wanderer
Neben Erdkröten wandern aber noch weitere Amphibien zu ihren Laichgewässern. Darunter sind vor allem Teich- und Bergmolche. Aber auch Teichfrösche sind anzutreffen. Letzte sind jedoch ganzjährig an den Gewässern anzutreffen.

Teichmolch – Schambachtal

Teichfrosch – Schambachtal
Der Laich von Erdkröten unterscheidet sich von Fröschen durch ihre Anordnung. Frösche legen ihre Eier in Ballenform, wohingegen Erdkröten Laichschnüre ablegen. Die Laichschnüre sind ein eindeutiges Indiz für die Anwesenheit von Kröten im Gewässer.


